Foto-Bio-Grafie

Ja, ich bin so etwas wie ein Fotoprodukt. Meine Eltern haben sich in einem Fotogeschäft kennen und lieben gelernt, in dem sie Verkäuferin und Laborantin, er Kunde mit einem eigenen Farblabor war (1936!). Mein Vater fiel 1944 in Frankreich, kurz nach der Invasion, und hinterliess als wesentliche Erbschaft zahlreiche Fotoalben und eine Leica I, Baujahr 1928, Seriennummer 4246.

Mit sieben drückte Mutter mir bei einem Ausflug diese Leica in die Hände und sagte “knips mal“. Dieses erste Foto, das Rheintal vom Siebengebirge aus, kann sich bis heute sehen lassen.

Das Erlernen der Fotografie ging etwa 1952 weiter, zunächst mit einer 6×9 Box, dann einer 6×6 Kamera, stets dabei auf Fahrten und Reisen; ich war so etwas wie der Hoffotograf. Mit etwa 14 Jahren, stets mit mütterlich-stolzer Unterstützung, übernahm ich die väterliche Leica, arbeitete in der Dunkelkammer meiner Schule, experimentierte unter der wohlwollenden Leitung eines begabten Zeichenlehrers mit Photogrammen, Solarisationen, Doppelbelichtungen.

Mit 16 der erste, stark violettstichige Farbdiafilm und eine Faszination durch die Farbe, die bis heute anhält. Viel Studio- und Portraitarbeit, ich war zuständig für die Passbilder der Klassenkameraden.

Während des Studiums habe ich nicht viel (fotografisches) dazu gelernt. „Auslösendes“ Moment für die eigene Weiterentwicklung war die 1970 von meiner damaligen Frau zur Geburt der ersten Tochter geschenkte Canon FT-Spiegelreflex. Im Vordergrund stand für Jahre die Kinderfotografie, daneben die Entdeckung des Spiels mit Unschärfe und Farbflächen – mit einem Riesen-Zoom. „Mein“ Film wurde der Agfachrome Professional RSX50 und 100. Statt Urlaubsserien entstanden thematische Serien. Meine Spezialität wurde das Kleine, das „Übersehene“, die Ferne: mit dem Makroobjektiv, auf dem Bauche liegend, Alpenpflanzen portaitieren und mit dem Tele die kleinsten Ausschnitte in der Ferne finden. „Sparsamst“-Bilder waren der Versuch einer Reduktion auf das Wesentliche.

Eine Olympus XA war Anfang der Achtziger die erste Kleinkamera; ab da bin ich selten ohne Kamera anzutreffen. Von 1983 bis 1998 (leider wurde das Verfahren eingestellt) hatte ich eine eigene Dunkelkammer mit dem Agfachrome-Speed-Verfahren, das Farbabzüge direkt vom Dia ermöglichte. Am 11. 12. 1983, um 14.37 entstand das erste selbst vergrösserte Farbfoto, das ich später auf dem Grab meines Vaters hinterliess. Erste Ausstellungen 1981 und 1983, zunehmend Arbeit mit Diaserien in meinen Seminaren; in einem Familienquiz mit meinen Kindern war „macht Diaserien“ eine dominante Kennzeichnung für mich.

Erste Himalayareisen zeigten (wie ein Freund es ausdrückte), dass die Qualität meiner Bilder besser wurde als die Qualität meiner Kamera – 1990 leistet ich mir nach langen Gewissensbissen eine Leicaflex R6 – „die“ Marke und die letzte voll mechanische Kamera, die wohl gebaut wurde. Bis 2007 war ich sehr glücklich mit dieser Kamera, ihren Optiken und „meinem“ Agfachrome Professional. Mit Diaserien über meine Himalayareisen tingelte ich herum. Dann machte Agfa pleite – das war der Anstoss, auf digitale Fotografie umzusteigen; nicht ohne heftigstes Bedauern über den damit verbundenen Qualitätsverlust.

Seit 2007 habe ich die Marke gewechselt – von Leitz zu Nikon. Die erste D70 ist inzwischen verschlissen, jetzt fotografiere ich mit der D7000 und bin nach wie vor mit „Dia“-serien unterwegs und mache von Zeit zu Zeit Ausstellungen. Photoshop lerne ich immer noch und geniesse es, Teilnehmer bei Fotokursen von Jürgen Sieker gewesen zu sein.

Wichtig waren für mich die Impulse von Stefan Mayr und Martin Timm "Es beginnt mit einem Senryu". Derzeit entdecke ich zusammen mit meiner Frau Sabine die Makrofotografie neu.